Tagung der Arbeitsgemeinschaft Sprache in der Politik
Zwischen Tradition und Innovation:
Neue Antworten auf klassische Fragen
am 5. September 2014 in Koblenz
Organisation: Hajo Diekmannshenke (diekmann@uni-koblenz.de) und Sascha Michel (michel@uni-koblenz.de)
Ankündigung
Während die klassische Politolinguistik den einzelnen Text als maximale Bezugsgröße verstand, der mittels gezieltem Gebrauch bestimmter Begriffe und der gesteuerten Ausführung spezifischer Sprachhandlungen ein dichtes intertextuelles, aber gleichwohl kontrolliertes, diskursives Gefüge mit ähnlichen Texten bildet, haben sich heute sowohl die Untersuchungsgegenstände als auch die theoretischmethodischen Herangehensweisen geändert. Durch die Herausbildung neuer Medien und Kommunikationsformen fungiert der Einzeltext lediglich als ein Baustein in einem makrostrukturellen Diskursgefüge, wobei sich solche Diskurse oftmals über verschiedene Textsorten, Kommunikationsformen und Medien – crossmedial – ausbreiten. In einer zunehmend multimedialen und multimodalen Welt darf die Analyse demnach nicht mehr bei der Analyse sprachlicher Aspekte statischer Texte stehen bleiben, sondern muss das komplexe Zusammenspiel aller Modalitäten – Sprache, Bild und Ton – in Bezug auf statische sowie dynamische (audiovisuelle) Texte im Rahmen multimodaler Diskursanalysen untersuchen.
Mit der Veränderung von Kommunikationsformen, Medien und Textsorten, also der Kommunikate, geht zudem eine Veränderung von Produktions- und Rezeptionsbedingungen einher. Produktion und Rezeption lassen sich zum einen nicht mehr deutlich voneinander trennen, in stärkerem Ausmaß als zuvor schlüpfen Rezipienten in die Rolle von Produzenten („Produser“). Wahlprogramme etwa werden nicht mehr alleine von den politischen Führungskräften erstellt, sondern auch mit Vorschlägen und Wünschen von der Basis versehen.
Zum anderen zeichnen sich diese Prozesse durch ein höheres Maß an Öffentlichkeit aus und verändern somit Erwartungshaltungen, Aneignungsgewohnheiten und restrukturieren den öffentlichen politischen Raum, seien es überdimensionierte Riesenplakate (z.B. „Merkelraute“), oder die Ko-Nutzung großflächiger Werbemöglichkeiten etwa an Bahnhöfen, was die Unterscheidung von kommerzieller Produktwerbung und Politikwerbung beinahe unmöglich erscheinen lässt.
Anknüpfend an der Fachgruppentagung der DGPuK in Koblenz zum Thema „Politische Kommunikation im Wandel“ soll dabei weniger die politische Sprache und Kommunikation in sozialen Medien und Netzwerken im Vordergrund stehen, sondern vielmehr etablierte Kommunikationsformen und Textsorten sowie deren Wandel unter dem Einfluss innovativer theoretischer Zugänge.
Folgende Themenbereiche sind besonders willkommen:
- Multimodale Analysen von politischen Texten und Diskursen (multimodale Diskursanalysen)
- Erforschung der Produktionsprozesse von (multimodalen) politischen Texten: Wie werden Texte und Textsorten (z. B. Wahlprogramme) von vielen (demokratisch?) erstellt?
- Aneignung und Rezeption im öffentlichen Raum: Wie interagiert der Bürger (Rezipient) mit dem Kommunikat?
- Multimodale Inszenierungsstrategien: Welche multimodalen Persuasionsstrategien nutzen die unterschiedlichen Medien (z. B. Fernsehformate wie politische Diskussionssendungen)?
- Wie haben sich politische Kommunikationsformen und Textsorten sowie deren Produktions- und Rezeptionsbedingungen durch die mediale Diversifizierung verändert? Welche crossmedialen Besonderheiten haben sich herausgebildet?
Tagungsort: Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz, Universitätsstraße 1, 56070 Koblenz, Raum D 238
Weitere Informationen finden Sie auf der Tagungswebseite: spracheinderpolitikag.wordpress.com
Einladung und Programm zum Download (PDF)
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