Sprache, Politik, Partizipation im Wahljahr
05. September 2009
Universität Leipzig
Politisches Handeln wird durch Wahlen legitimiert, bei denen die BürgerInnen Gelegenheit zur Teilhabe an der (Verteilung der) Macht haben sollen. Dieser Funktion werden Wahlen aber nur in schwindendem Maße gerecht, da die Folgen des eigenen Wahlverhaltens nicht mehr transparent erscheinen. Allzu oft entsteht der Eindruck völlig abgehobenen Handelns in weiten Politikfeldern, denkt man an die Schul- und Bildungspolitik der letzten Jahre, über die Länderregierungen gestürzt sind. Die Maßnahmen der Regierung zur Dämpfung der Finanz- und Wirtschaftskrise sind immer noch undurchschaubar und werfen eindringlich Fragen nach der sozialen Gerechtigkeit oder der Nachhaltigkeit auf. Die Entwicklungen der Europapolitik setzen die Bereitschaft zu ihrer Akzeptanz aufs Spiel.
Gerade im Superwahljahr mit Kommunal-, Landtags-, Bundestags- und Europawahlen (und schließlich der Wahl des Bundespräsidenten) steht somit der Aspekt der Partizipation vordringlich zur Debatte, auch im Kontext sinkender Wahlbeteiligung auf allen Ebenen.
Ein möglicher Zugang zu dem Problem der ungenutzten Partizipation besteht darin, dass man die sprachliche Konzeptualisierung von Politik und politischen Akteuren in den Blick nimmt. Kann eine Dichotomie oben vs. unten angenommen werden, und wie manifestiert sie sich? Werden die Entscheidungsprozesse als Naturereignisse konzeptualisiert oder als Ergebnis interessegeleiteten Handelns? Werden Einflussmöglichkeiten auf politisches Handeln gesehen? Wie nehmen die WählerInnen sich selbst und ihre Wahlentscheidung wahr? Wie werden sie von den PolitikerInnen wahrgenommen, und wie schlägt sich dies in ihren sprachlichen Strategien nieder?
Programm
09:15 – 09:30 Begrüßung
09:30 – 10:15 Melani Schröter (Reading):
Das Ungesagte im öffentlichen Diskurs über den Bundestagswahlkampf.
10:15 – 11:00 Carmen Nos (Aachen):
Weblogs – Eine Chance für politische Partizipation?
11:30 – 12:15 Thomas Niehr (Aachen):
„Na dann pass mal auf den Dienstwagen auf, Frank Walter.“ Internetbasierte Wahlkampf-Kommentierung von unten.
12:15 – 13:00 Heiko Girnth (Marburg):
Twitter, Open Reichstag & Co. Möglichkeiten und Grenzen der Politikbeteiligung in den neuen Medien.
Mittagspause
14:30 – 15:15 Sarah Ebling / Joachim Scharloth (Heidelberg / Zürich):
Politische Sprache an den Rändern – Korpusgeleitete Zugänge zur Sprache extremistischer Parteien im Bundestagswahlkampf 2009.
15:15 – 16:00 Alexander Ziem (Düsseldorf):
Krise im Wahlkampf: Kompositabildungen und andere parteipolitische Framing-Strategien.
16:30 – 17:15 Dominik Mauer (Augsburg):
Die Kapitalismusdebatte in FOCUS und SPIEGEL. Eine pragmalinguistische Argumentationsanalyse.
17:15 – 18:00 Georg Weidacher (Graz):
Ein Sieg war dieses zweifelsohne – für H.-P. Martin und die ‚Krone'“. Die sprachliche Konzeptualisierung der EU rund um die EU-Wahlen 2009 in Österreich.
19:00 – 20:30 Podiumsdiskussion, GWZ, Raum 2.0.10:
Fritz Kuhn, Berlin; Josef Klein (Aachen/Berlin); weitere Teilnehmer sind angefragt.